Ins Auge gefasst
21/03/20 12:51
Unlängst (wenn Sie an dieser Stelle lieber eine Fussnote als eine Klammerbemerkung gehabt hätten, so muss ich sie enttäuschen, ’unlängst’ ist ein ungenau definierter Zeitbegriff ähnlich wie ‚zeitnah’, der es wohl zum Wort des Jahres gebracht hätte, wenn da nicht so viele psychosozial, gesellschaftskritisch oder wirtschaftspolitisch unterfütterte Konkurrenten im Umlauf wären), unlängst also habe ich in einem spannenden Kriminalroman gelesen, dass sich die Pupillen von Fluchttieren bei starken Lichtverhältnissen zu horizontalen Schlitzen verengen, damit sie nach wie vor das gesamte Gelände, das ihnen zur Flucht zur Verfügung steht, einsehen können. Das fand ich Ignorant besonders interessant.
Dabei hätte ich doch in meinem fortgeschrittenen Alter wissen müssen, dass die Natur absolut logisch, pragmatisch und phantastisch eingerichtet ist. Immerhin wusste ich, dass bei Raubkatzen - natürlich hatte ich dieses Phänomen auch bei meinen Hauskatzen wiederholt selber festgestellt - sich die Pupillen im Sonnenlicht zu horizontalen Schlitzen verengen, hatte mir aber nie überlegt, dass dies bei Fluchttieren komplett anders sein könnte, respektive aus der Notwendigkeit des Überlebens anders sein müsste. Das sind nun also zwei Fakten. Erstens ein echter Lerneffekt aus einem Kriminalroman – wobei ich nun beileibe nicht behaupten möchte, dass ich Krimis nur lese um mich weiterzubilden, aber beachtlich ist es trotzdem - und zweitens ein in der Tat interessantes Phänomen aus dem Bereich der Augen, was mich bewogen hat einen Text zum Thema Auge zu verfassen. Ich habe da also einen kleinen Exkurs über Augen ins Auge gefasst.
Nebst der Tatsache, dass sich bei Tieren, die jagen, die Pupillen zu senkrechten Schlitzen verengen, schauen deren Augen ja – wie bei uns Menschen – nach vorne, auf Angriff, Aggressivität und Attacke getrimmt, ganz im Gegensatz zu Fluchttieren, bei denen die Augen seitlich am Kopf angebracht sind, damit sie ein grösseres Areal respektive Gebiet überblicken und vor allem auch nach hinten sehen können, von wo her ebenfalls Gefahr drohen kann, den Feind sozusagen stets im Auge haben.
Zurück zu den Pupillen: Wir Menschen habe bekanntlich runde Pupillen. Wir sind ja weder Fluchttiere noch Raubkatzen. Aber auch Menschenaffen haben runde Pupillen. Was jedoch das menschliche Auge so besonders macht sind die Skleren, also das Weiss in unserem Auge. Es verrät wohin wir schauen, ganz im Gegensatz etwa zu Schimpansen oder Gorillas. Auch in einer Redewendung ist davon die Rede, wenn man nämlich jemanden das Weisse im Auge nicht gönnt, also missgünstig ist.
An unseren Augen kann man ebenfalls ablesen ob wir verwundert oder erstaunt sind,
Angst haben oder von Panik ergriffen sind. Auch wenn wir skeptisch, fröhlich, sorglos, unbekümmert oder betrübt, ernst oder nachdenklich sind verraten das unsere Augen, sogar ob wir hässig, verärgert oder gar wütend sind. Alles kann man von unseren Augen ablesen.
Deshalb verwundert es einen stets aufs Neue was mit den Augen so alles angerichtet wird. Dies reicht von der sogernannten Blepharoplastik, einer Lidraffung über das oft überschwängliche Auftragen von Augenschatten bis zu farbigen Kontaktlinsen jeglicher Couleur. Dabei sind die Augen ja in erster Linie dazu da um zu sehen.
Aber auch in Bezug auf das Sehen gibt es wieder grosse Unterschiede. Zum Beispiel denjenigen, dass Männer - in krassem Gegensatz zu Frauen - in vielen Fällen das, was direkt vor ihren Augen liegt, übersehen. Phylogenetisch wird dies damit erklärt, dass die Männer in frühen Zeiten sich auf der Jagd auf ihre Beute konzentrieren, das heisst ihr Sehen ganz gezielt fokussieren mussten, was dazu führte, dass sie Naheliegendes, das dabei störte, skotomisierten, also aus dem Gesichtsfeld verbannten. Aber das war vor einigen Zehntausend Jahren. Dass sie auch heute noch Naheliegendes wie etwa die Butter im Kühlschrank oder den vor ihren Füssen liegenden Schraubenzieher übersehen, ist schon etwas schwer verständlich. Dabei ist es aber erwiesenermassen nach wie vor kein „geflissentliches“ Übersehen.
Das Auge hat auch unzähligen Redewendungen und Ausdrücken Pate gestanden.
Ist Ihnen bewusst, dass vier Wesen am Tisch sitzen, wenn Zyklopen etwas unter vier Augen besprechen? Wenn das Auge mitisst, müssen Sie kein zusätzliches Menu bestellen und wenn Sie ein Auge auf jemanden werfen so tut ihm das nicht weh.
Für eine Augenwischerei braucht es auch im Winter keinen Frostschutzzusatz, auf einer Augenweide können Sie keine Kühe grasen lassen und sie können swich nicht in die Augenschatten setzen. Mit Augenbrauen lässt sich kein Bier herstellen, Augenringe kann man nicht tauschen, ein Augenschein blendet niemanden und das Tagpfauenauge sowie das Bullauge müssen nie zum Augenarzt. Auguren wiederum sind weder ein lockerer Zusammenschluss von Augenärzten noch Mitglieder eines in der mongolischen Steppe beheimateten Reiterstammes und um einen Augiasstall auszumisten braucht es keinen Ophthalmologen. Der Augenblick wiederum ist – wie auch der Moment – eine Zeiteinheit, die von der Umstellung der Sommerzeit auf die Winterzeit unberücksichtigt bleibt. Ein Hühnerauge sieht such am helllichten Tage nichts und wenn Sie ein Auge voll Schlaf nehmen, so müssen Sie keine Packungsbeilage lesen.
Zuletzt noch dies: Es stimmt nicht, dass die Augenlider von Schubert komponiert wurden.
Nebst der Tatsache, dass sich bei Tieren, die jagen, die Pupillen zu senkrechten Schlitzen verengen, schauen deren Augen ja – wie bei uns Menschen – nach vorne, auf Angriff, Aggressivität und Attacke getrimmt, ganz im Gegensatz zu Fluchttieren, bei denen die Augen seitlich am Kopf angebracht sind, damit sie ein grösseres Areal respektive Gebiet überblicken und vor allem auch nach hinten sehen können, von wo her ebenfalls Gefahr drohen kann, den Feind sozusagen stets im Auge haben.
Zurück zu den Pupillen: Wir Menschen habe bekanntlich runde Pupillen. Wir sind ja weder Fluchttiere noch Raubkatzen. Aber auch Menschenaffen haben runde Pupillen. Was jedoch das menschliche Auge so besonders macht sind die Skleren, also das Weiss in unserem Auge. Es verrät wohin wir schauen, ganz im Gegensatz etwa zu Schimpansen oder Gorillas. Auch in einer Redewendung ist davon die Rede, wenn man nämlich jemanden das Weisse im Auge nicht gönnt, also missgünstig ist.
An unseren Augen kann man ebenfalls ablesen ob wir verwundert oder erstaunt sind,
Angst haben oder von Panik ergriffen sind. Auch wenn wir skeptisch, fröhlich, sorglos, unbekümmert oder betrübt, ernst oder nachdenklich sind verraten das unsere Augen, sogar ob wir hässig, verärgert oder gar wütend sind. Alles kann man von unseren Augen ablesen.
Deshalb verwundert es einen stets aufs Neue was mit den Augen so alles angerichtet wird. Dies reicht von der sogernannten Blepharoplastik, einer Lidraffung über das oft überschwängliche Auftragen von Augenschatten bis zu farbigen Kontaktlinsen jeglicher Couleur. Dabei sind die Augen ja in erster Linie dazu da um zu sehen.
Aber auch in Bezug auf das Sehen gibt es wieder grosse Unterschiede. Zum Beispiel denjenigen, dass Männer - in krassem Gegensatz zu Frauen - in vielen Fällen das, was direkt vor ihren Augen liegt, übersehen. Phylogenetisch wird dies damit erklärt, dass die Männer in frühen Zeiten sich auf der Jagd auf ihre Beute konzentrieren, das heisst ihr Sehen ganz gezielt fokussieren mussten, was dazu führte, dass sie Naheliegendes, das dabei störte, skotomisierten, also aus dem Gesichtsfeld verbannten. Aber das war vor einigen Zehntausend Jahren. Dass sie auch heute noch Naheliegendes wie etwa die Butter im Kühlschrank oder den vor ihren Füssen liegenden Schraubenzieher übersehen, ist schon etwas schwer verständlich. Dabei ist es aber erwiesenermassen nach wie vor kein „geflissentliches“ Übersehen.
Das Auge hat auch unzähligen Redewendungen und Ausdrücken Pate gestanden.
Ist Ihnen bewusst, dass vier Wesen am Tisch sitzen, wenn Zyklopen etwas unter vier Augen besprechen? Wenn das Auge mitisst, müssen Sie kein zusätzliches Menu bestellen und wenn Sie ein Auge auf jemanden werfen so tut ihm das nicht weh.
Für eine Augenwischerei braucht es auch im Winter keinen Frostschutzzusatz, auf einer Augenweide können Sie keine Kühe grasen lassen und sie können swich nicht in die Augenschatten setzen. Mit Augenbrauen lässt sich kein Bier herstellen, Augenringe kann man nicht tauschen, ein Augenschein blendet niemanden und das Tagpfauenauge sowie das Bullauge müssen nie zum Augenarzt. Auguren wiederum sind weder ein lockerer Zusammenschluss von Augenärzten noch Mitglieder eines in der mongolischen Steppe beheimateten Reiterstammes und um einen Augiasstall auszumisten braucht es keinen Ophthalmologen. Der Augenblick wiederum ist – wie auch der Moment – eine Zeiteinheit, die von der Umstellung der Sommerzeit auf die Winterzeit unberücksichtigt bleibt. Ein Hühnerauge sieht such am helllichten Tage nichts und wenn Sie ein Auge voll Schlaf nehmen, so müssen Sie keine Packungsbeilage lesen.
Zuletzt noch dies: Es stimmt nicht, dass die Augenlider von Schubert komponiert wurden.