Nasenstüber

Nasenstüber
Kürzlich traf ich seit Längerem meine Cousine Doris wieder einmal. „Sag mal,“ meinte Sie in leicht sarkastischem Unterton „könntest Du anstelle Deiner satirischen und ironischen Kolumnen nicht einmal eine etwas herzlichere Geschichte schreiben?“ „Doch, doch.“ antwortet ich prompt, denn ich hatte in der Tat ein Projekt für eine liebliche Geschichte. „Meine Geschichte, liebe Doris, trägt den Titel Das Osterkätzchen. Natürlich beginnt sie mit „Es war einmal...“. Also es war einmal ein Kätzchen das sehr eifersüchtig war. Es war gewohnt das Mittelpünktchen zu sein und dass alle Menschen nach seiner Pfeife tanzten, denn die alten Ägypter verehrten Katzen als Göttinnen und die Katzen haben dies bis heute nicht vergessen. Als es gegen Ostern ging und jedermann bloss noch von Hasen sprach, wurde es diesem Kätzchen definitiv zu bunt. Es begann überall herumzuerzählen, dass es die Stelle des Osterhasen übernehmen werde. Erstens seien Katzen die beliebtesten Haustiere der Menschen, zweitens würde es viel inspiriertere Eier kreieren als der Hase und drittens würde die in Goldpapier gehüllte Figur einer Katze liebreizender aussehen als ein Hase mit seinen grotesken Ohren. Es würde wunderschöne mit Strasssteinen besetzte Eier anfertigen. Dann würde es auch Eier mit Sprüchen auf der Schale, wie man sie von den ‚Fortune Cookies’ her kennt, herstellen. Des Weiteren gäbe es Eier mit den Emblemen von Fussballvereinen und mit Photos von Popstars. Das Kätzchen formulierte eine unermesslich vielfältige Palette an Ostereiern und sah im Geiste schon überall Regale voller Goldkätzchen stehen. Leider hatte das Kätzchen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Kinder mochten die bisherigen bunten Eier viel lieber, blieben bei ihren beliebten Panini-Bildchen und den Posters ihrer Stars aus den Jugendzeitschriften. Die Erwachsenen wiederum verwendeten keinen Gedanken daran Eier mit Strassteinen zu kaufen nur damit die Schalen dann nach dem „Eiertütschen“ im Abfall landeten. Und auch die berühmte Schokoladenfabrik dachte nicht im Traum daran ihre Maschinen von der Hasenform auf die Figur einer Katze umzustellen. So versandete der Traum des Kätzchens von einem Umsturz und es ist weiterhin der Osterhase der die Eier bringt und wir naschen an Ostern weiterhin tonnenweise Goldhasen.“
„Das ist wirklich eine wunderschöne Geschichte.“ kommentierte Doris meine Ausführungen. „Das Projekt hat jedoch einen ganz gewaltigen Fehler. Wenn Du dem Text den Titel s’Oschterbüsi gegeben und die Geschichte in Mundart erzählt hättest, rissen Dir die Verleger das Manuskript aus den Händen.“
Das Osterkätzchen
Dienstag, 1. März 2016